Herzliche Einladung zum Frauenfrühstück
am Samstag, den 9. November 2024,
mit Elisabeth Fischbach - ärztliche Psychotherapeutin
Gute Wege gehen- psychische Herausforderungen meistern
Elisabeth Fischbach, ehemalige Presbyterin unserer Gemeinde, schließt sich bei diesem Frauenfrühstück an das vorausgegangene Thema: "vergeben-vergessen-vergelten-verdrängen" an. Ein Teilnahme ist unabhängig vom Besuch der März Veranstaltung.
Rückblick auf das zuletzt stattgefundene Frauenfrühstück:
Am 6.März 24 referierte Pfarrerin i.R. Ute Wendorff zum Thema: vergeben-vergessen-verdrängen-vergelten
"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern"- diese uns allen wohlbekannten Worte prägen unser Bewusstsein für Schuld im Leben. Damit sind wir verpflichtet, uns zu entschuldigen.
Manch eine meint, dass ein einfaches "Tschuldigung" reicht. Es fällt leicht, ist schnell ausgesprochen, und manchmal reicht es auch, wenn keine böse Absicht dahinter steckte. Aber viele Menschen sind nachtragen, beziehen es auf sich selbst. Die Eine ist empfindlicher, die Andere trägt lange nach. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Aber allen ist gemein: ohne Vergebung geht es nicht. Das ist auch die zentrale Lehre von Martin Luther. Dieses Verhalten ist allerdings bei Frauen und Männern erfahrungsgemäß unterschiedlich. Männern fällt es oft schwerer ein "Pardon" oder "Entschuldigung" zu sagen.
Uns allen sollte auch bewusst sein, dass ein kurzes hingeworfenes Wort oft nicht reicht.
Frau Wendorff gab den Frauen an diesem Tag guten Raum an den Tischen miteinander zu sprechen. Dafür hatte sie Impulse vorbereitet:
1.1 Urteile immer erst, wenn du die Umstände kennst und verstanden hast.
1.2 Außer in dem Fall, dass ich einen Termin nicht wahrnehmen kann, z.B. wegen Krankheit oder einer vorrangigen Pflicht, kann ich mich nicht selbst entschuldigen, ich kann nur um Entschuldigung bitten.
1.3 Denke auch bei einer tiefen Verletzung nicht, dass die Andere weiß, dass sie dich verletzt hat. Suche das Gespräch und sprich dabei nicht anklagend, sondern von deinen eigenen Gefühlen.
Wenn Schuld Leben zerstört, Folgen nicht wahrgenommen werden, wenn es keine negativen Konsequenzen gibt...
Schuld muss gesühnt werden. Gott wäscht uns rein, er hat am Kreuz für uns gesühnt. Er hat gesagt:"Deine Sünden sind vergeben"...unabhängig von einer Aussprache der Kontrahenten.
Unsere Vergebung untereinander kann eine Befreiung sein- allerdings fühlt sich oft nicht der Täter schuldig, sondern das Opfer. Mancher Täter versucht sich von Schuld frei zu machen. Er zeigt sich vor Gericht reumütig- weil der Anwalt ihm dazu geraten hat...Auf der Opferseite ist es oft so, dass die Scham des Opfers so groß ist, dass es keine Anzeige macht. Darum kommen oft Täter ohne Strafe davon. Muss man dann so eine Tat vergeben? NEIN.
Es ist ein Unterschied, ob GOTT vergibt, oder Menschen. Manchen gelingt es, manche verdrängen es.
Vergessen ist nicht möglich- denn es ist im Gehirn gespeichert.
Frau Wendorff verwies in diesem Zusammenhang auf eine Studie von Katharina von Kellenbach zu "Schuld und Vergebung im Missbrauchskandal" in der evangelischen Kirche hin. Sie rät darin dazu, die Schuld zu kompostieren. Wenn Taten verharmlost und Täter gedeckt werden, ist das Bild der Kompostierung hilfreich. Schuld verschwindet nämlich nicht. Sie muss entgiftet und kompostiert werden- dunkel und produktiv- Gifte gebunden und Schuld zerlegt.
Täter müssen einsehen, eingestehen, Schaden erkennen, etwas tun, dass der Schaden heilen kann, Therapien machen-Mitgefühl mit dem Opfer haben- manchen gelingt es. Immer entscheidet aber am Ende das Opfer, das hoffentlich gute Begleitung erfährt, ob es Vergebung gewährt.
Dazu gab es wieder eine Gesprächspause mit folgenden Impulsen:
1. Niemand hat ein Recht darauf, dass ihm oder ihr vergeben wird. Vergebung wird durch den Schuldigen zugesprochen- oder auch nicht.
2. Damit Strukturen und Einstellungen, die zu schuldhaftem d.h. lebensfeindlichem Verhalten führen, sich nicht verfestigen, müssen Täter sich mit den Folgen ihres Tuns auseinandersetzen und Mitgefühl mit anderen Menschen- vor allem mit ihrem Opfer lernen.
Im dritten Teil des Referats ging es um: "Im Leben und im Sterben"
Beim Thema Sucht und der dazu gehörenden Frage, ob der andere nicht entschuldigen und verzeihen könne, ist die einzige Hilfe, dem Süchtigen zu sagen, dass er einen Entzug machen muss, oder dass man sich trennt.
Beim Thema Elternliebe ist es eine Illusion, das Eltern ihre Kinder gleich lieben können. Kinder sind so verschieden, die emotionale Bindung zu jedem Einzelnen individuell. Wer das weiß, kann anders damit umgehen. Wichtig ist, dass jedes der Kinder für sein Leben weiß: Ich bin geliebt, ich bin stark, ich bin wertvoll, ich habe Vertrauen und Zutrauen.
Ein kleines Beispiel zu: "Au, das hat weh getan"
Die Mutter fragt ihre Tochter, ob sie mit zu ihrer Veranstaltung gehen möchte. Die Tochter entgegnet etwas patzig, dass sie das nicht macht, die Mutter wäre schließlich damals, vor 30 Jahren auch nicht zu ihrer Schulveranstaltung gekommen. Die Mutter ist bestürzt und kann sich im Rückblick erinnern, dass damals ein Notfall in der Familie passiert war und sie sich sicher war, dass die Anwesenheit des Vaters auch reicht. Ein klärendes Gespräch hatte es damals nicht gegeben. Wie gut tat beiden diese Aussprache.
Oft wird am Sterbebett noch festgestellt, dass Dinge nicht "erledigt" sind und Frau Wendorff erzählte aus ihrer Arbeit in der Hospizbegleitung, dass es oft hilfreich ist, in dieser letzten Lebensphase die Sterbenden dabei zu unterstützen.
Um dabei noch einmal an die Studie von Katharina von Kellenbach zu sprechen: "Kompost ist erst in den letzten Tagen ausgereift."
Das letzte Gespräch an den Tischen bekam auch noch einmal Anregungen durch vier Impulse:
1. Wer einem Suchtkranken treu sein will, sagt klipp und klar: "Entzug, oder Rausschmiss"- und sagt es nicht nur, sondern handelt auch entsprechend.
2. Ein Gespräch über die Erfahrungen als Kind und über die Verletzungen, die wir erlebt haben, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, kann unter Geschwistern Verständnis wecken und diese wertvolle Beziehung stärken.
3. Die meisten Verletzungen, die wir als Kind erlebt haben, wurden uns nicht bewusst oder absichtlich zugefügt. Nur, wenn wir darüber sprechen, können z.B. die Eltern ihr Bedauern ausdrücken, uns um Vergebung bitten und uns erklären, wie es dazu kam.
4. Wenn es kurz vor dem Sterben noch zu versöhnenden Worten oder Gesten kommen kann, erleichtert das nicht nur das Sterben, sondern auch das Abschiednehmen und das Weiterleben.