Rogate – Betet heißt der Sonntag am 17.05.2020.
Die Gedanken hier sollen wie üblich kurz sein. Deshalb sofort zum Wesentlichen:
Wer betet, spricht mit Gott. Beten ist Kommunikation.
Vieles, was über die zwischenmenschliche Kommunikation gesagt werden kann, trifft auch für das Gebet zu.
Und vieles was sich theologisch über das Gebet sagen lässt, ist leicht auf die zwischenmenschliche Kommunikation zu übertragen.
Grundlegend ist: Es gibt immer einen Sprechenden, eine Botschaft, die auf irgendeinem Weg übermittelt wird, und einen Hörenden.
In einen Gespräch wechseln oft sehr schnell die Rollen zwischen Sprechen und Hören.
Und dazwischen gibt es immer mal kürzere oder längere Pausen, um nachzudenken.
Wenn jemand in einem Gespräch zu zweit mehr die Hälfte der Zeit und seiner Aufmerksamkeit fürs Reden braucht, dann bleibt nicht genug für die andere Seite übrig. Das ist nicht gut.
1/3 fürs Reden, 1/3 fürs Hören und 1/3 fürs Nachdenken, das scheint mir einen Versuch wert.
Lassen wir also Gott beim Beten, unserem Gegenüber im Gespräch genug Zeit zum Reden, Zeit, in der wir dann selbst aufmerksam zuhören.
Jede Äußerung – sowohl im Gebet als auch im Gespräch zwischen Menschen – enthält grundsätzlich immer 4 verschiedene Botschaften.
Die sind mal ganz deutlich zu erkennen, mal eher verborgen; sie sind aber immer da.
Man entdeckt sie mit den Fragen:
- Worüber informiere ich (Sachinformation)?
- Was gebe ich von mir selbst zu erkennen (Selbstkundgabe)?
- Was halte ich von meinem Gesprächspartner und wie stehe ich zu ihm (Beziehungshinweis)?
- Was ich möchte ich bei ihm erreichen (Appell)?
(Vgl. das Kommunikatiosquadrat von Schulz von Thun)
Jesus vergleicht im Evangelium für den Sonntag Rogate (Predigttext Lukas 11,5 - 13) das Gebet mit einem Gespräch zwischen Menschen,
zwischen 2 Freunden
und zwischen Vater und Sohn.
Denken Sie anhand der genannten Fragen doch mal über den Bibeltext nach.
Vermutlich wird dann aus diesen kurzen Gedanken eine ziemlich lange Predigt.
Denken Sie auch mal über Ihr eigenes Beten nach, über das Reden und Hören dabei.
Vermutlich wird dann aus Ihrem Nachdenken recht bald ein Gebet.
Bleiben Sie besonnen.
Wir sind gesegnet.
Urich Meyer-Gieselmann